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26.06.2021
Schwurbelei in der Tiermedizin I: Pseudomedizin? Führen wir nicht!Von Ralph Rückert, Tierarzt
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18.12.2019
Der panische Hund an Silvester 2019 - Alprazolam, Dexmedetomidin, Imepitoin, Alkohol?Von Ralph Rückert, Tierarzt
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Hitzewelle
Das Wochenende soll wieder sehr heiss werden.
Wie erkenne ich dass mein Hund überhitzt ist?
Überhitze Hunde hecheln mit weit geöffneten Maul, die Zunge eventuell bläulich, wollen nicht mehr weitergehen, taumeln oder fallen um ,können sogar ohnmächtig werden.
Wie kommt es dazu?
Hunde können sich nicht wie wir durch schwitzen abkühlen nur durch hecheln ( Abkühlung durch die Nasenschleimhaut)) Je länger die Nase, je schlanker der Hund umso leichter. Das bedeutet dicke Hunde erhitzen schneller. Besonders hitzeempfindlich sind sogenannte brachiocephale Hunderassen wie französische Bulldogge, Mops ect. Sie wurden mit zu kurzen ( oft fast keinen) Nasen gezüchtet und somit überhitzen sie oft schon ab 20 Grad. Auch alte Hunde ( ab ca 6-7 Jahren je nach Größe und Rasse) oder Welpen, junge Hunde ohne Kondition haben oft größere Schwierigkeiten bei Hitze; kranke Hunde, Hunde mit Schmerzen beim Laufen.
Wie kann ich einen Hitzekollaps verhindern?
Ganz einfach: wir bestimmen doch , wann , wo, wie und wie lange sich unsere Hunde bewegen.
Das bedeutet: ab 25 Grad:
- Spazieren gehen zeitig früh / spät am Abend , dazwischen nur kurz zum Lacki ect machen
- Immer im Schatten bleiben
- Kein Laufen, Fahrrad fahren, Bälle ect werfen
- Immer Wasser und Schüsserl dabei haben und je nach Hund öfters ( alle 20 min) Wasser anbieten
- Idealerweise in einen Bach, See, Teich schwimmen gehen- freiwillig!!
Manchen Hunden genügt es die Beine zu kühlen , zu waten, im Wasser zu liegen. Animieren kann man Hunde zB durch Leckerlis schwimmen lassen ect. die sie holen wollen. - Wenn möglich kein Beisskorb, und wenn , muss er weit und groß genug sein um das Maul ganz weit zum Hecheln und trinken aufmachen zu können.
- Kein ( enges) Halsband, das zusätzlich die Atmung erschwert, sondern ein gut sitzendes Brustgeschirr ( locker, weit genug dass sich der Brustkorb beim Atmen bewegen kann, Y förmig an der Brust vorne)
- Nicht im Auto lassen
- Nicht in die Stadt mitnehmen ( heißer Asphalt der auch Hitze abstrahlt)
Wenn mein Hund einen Hitzekollaps hat, was mach ich als Erste Hilfe? - Den Hund schnell in den Schatten oder ins Kühle bringen
- Den ganzen Hund in kaltes Wasser legen, oder mit kaltem Wasser vorsichtig übergießen
- Auf Kühlmatte, Kühlelemente legen
- Ventilator auf den Hund blasen
- Stress vermeiden
Ist der Hund halbwegs stabil, ab zum Tierarzt!
Welche Kriterien muss ein gut sitzender Maulkorb erfüllen ?
Hunde können nicht schwitzen. Ihre einzige Möglichkeit sich bei hohen Temperaturen abzukühlen ist das Hecheln. Dazu müssen sie das Maul weit aufmachen können. Auch bei Stress, Aufregung, Schmerzen hecheln Hunde. Hunde die nicht richtig hecheln können , überhitzen und können kollabieren (ohnmächtig werden) bzw gesundheitliche Schäden davontragen. Gut sitzende Maulkörbe müssen ausserdem dem Hund ermöglichen, Wasser zu trinken und Leckerchen zu nehmen.
Beim Kaufen eines Maulkorbes immer den Hund mitnehmen!
Kriterien:
- Nach unten weit genug zum Maul aufmachen
- Vorne die Nase frei mit Abstand vom Maulkorbrand
- Seitlich weit genug , nicht einengend
- Nicht in die Augen
- Leicht, der Grösse des Hundes angepasst
GANZ WICHTIG: Ihr Hund muss schonend und Schritt für Schritt an den Beisskorb gewöhnt werden. Das kann mehrere Wochen dauern.
Kontaktieren Sie mich bitte: Ich biete Maulkorbtrainig an bzw. ich beurteile Ihren Maulkorb und helfe Ihnen beim Anpassen.
Flexi-Leinen
November 2014 von Sonja Hoegen; Hundeschule dogcom
Ausziehleinen, zum Beispiel Flexi-Leinen* sind beliebt, weil sie bequem sind. Sauber im Matschewetter. Aber sie sind gefährlich für Hund und Mensch. Hier 10 gute Gründe warum.
Ausziehleinen...
- sind unsicher. Manchmal funktioniert der Stopper nicht. Etwa an einer Straße, wenn ein Auto kommt, und der Hund auf die Straße springt. So geschehen bei einem Kunden: Hund tot.
- verursachen Verletzungen. Ganz egal ob Schnur oder Band, schnell durchgezogen entstehen schlimmste Verbrennungen oder Schnitte, ganz ähnlich so wie man einen Tortenboden mit einem Faden teilt. Tierärzte können ein Lied davon singen. 2007 wurden in den USA 16564 Menschenverletzungen durch Hundeleinen in Krankenhäusern behandelt. Diverse Finger wurden schon durch Rollleinen unfreiwillig amputiert.
- verhindern ein Eingreifen. Muss man den Hund schnell von etwas wegnehmen, zum Beispiel bei einem gefährlichen Hundekontakt oder von Glasscherben, greift man mit der Hand in das Band. Zieht der Hund dann nach vorne, wird man ihn kaum halten können, und es entstehen Verletzungen an der Hand. Man hat überhaupt keine Kontrolle.
- verhindern ein entspanntes Spazierengehen. Der Hund ist immer auf Zug, und je nachdem ob sich die Leine in einem Busch verheddert, kann das für den Hund unangenehm fesselnd sein. Führt man die Leine locker mit dem Stopper, und lässt dann die Taste los, schnalzt das Band ruckartig zurück. All das spürt der Hund am Körper - schlimmstenfalls am Hals.
- können Hunde in die Flucht schlagen. Fällt einem der Kasten aus der Hand, saust er dem Hund hinterher; und der wird zumeist panisch davon rennen. Manche Hunde rasen kopflos auf die Straße, in den Wald, verheddern sich, können nicht mehr zurück. Tasso kann ein Lied davon singen.
- führen zum Leine-ziehen. Der Hund lernt: wenn ich irgendwo hin möchte, muss ich ziehen. Eine Leinenführigkeit an normaler Leine ist damit stark erschwert.
- verhindern den sozialen Umgang. Man kann den Hund praktisch nicht zu anderen angeleinten Hunden hinlassen, da die Verhedderungsgefahr und damit das Konfliktrisiko stark erhöht sind. Außerdem ist die Leine immer auf Zug, und sorgt damit für zusätzliche Anspannung beim Hund. Bei Hunden, die früher über Leinenruck trainiert wurden, löst der Zug eine unerwünschte Verknüpfung aus.
- stressen den Hund. Er weiß nie, wie viel Meter er wann bekommt, und wann der Stopper gedrückt wird.
- sind nicht versichert. Manche Tierhalter-Haftpflichtversicherungen erkennen Rollleinen nicht als richtige Leinen an (richtigerweise, aufgrund der hohen Schadensgefahr). Sollte der Hund also im Dunkeln an der Flexi geführt werden, und ein Fahrradfahrer fährt in die unsichtbare Leine, kann es sein, dass der Versicherer keine Deckung zusagt wegen Fahrlässigkeit / Eigenverschulden. Und der Hund wäre bei einem solchen Vorfall sicherlich auch verletzt.
- sind unzuverlässig. Je nach Größe und Stärke des Hundes kann die Schnur reißen, und der Hund ist weg. Oder der Hund beißt die Schnur in Sekunden durch. So schon häufig geschehen.
Die gute Nachricht wenn man den Hund nicht frei lassen kann, und ihm trotzdem Spielraum geben möchte: Alternativen zur Ausziehleine gibt es! Zum Beispiel Schleppleinen aus Biothane oder Leder, erhältlich in jeder Länge und Breite. Biothane hat den Vorteil, dass sie bei kluger Farbwahl gut sichtbar ist: Neonfarben sieht man auch im Gras schön. Beide Materialien werden bei Nässe nicht schwer, wie etwa Nylon. Leder liegt sehr angenehm in den Hand.
Zum Weiterlesen:
www.airedale-forum.de
ruhr-hundeforum.xobor.de
www.consumerreports.org
news.vin.com
www.flexi-northamerica.com
* Unter Flexi-Leinen versteht man gemeinhin ausziehbare Leinen, auch von anderen Herstellern. Der Begriff wurde hier zum einfacheren Verständnis benutzt.
So sitzt das Geschirr richtig
Informationen über das richtige Anlegen des Hundegeschirrs finden sie HIER.
Anzüge für Hunde
Hat man früher nur kleine Hunde angezogen gesehen, so sind heutzutage auch große Hunde mit High-End-Kleidung im Winter anzutreffen. Hier die häufigsten Fragen zum Thema:
Hundemäntel – ist das denn nicht nur ein Modetrend?
Hundebekleidung liegt zunehmend im Trend, allerdings nicht aus modischen Gründen. Durch extensive Forschung wissen wir viel mehr über die Tiergesundheit. Kälte wirkt sich negativ auf sehr viele (Vor-)Erkrankungen aus, und kann den Hund krank bzw. noch kränker machen.
Unterkühlung (Hypothermie) ist ein ernstzunehmender Notfall.
Aber früher brauchten Hunde doch auch keine Mäntel!
Früher lebten Hunde im Zwinger. Sie bauten über den Herbst ein schützendes Winterfell auf, welches sie wie ein dicker Pelzmantel wärmte. Heute leben unsere Hunde mit im Haus, wo sie von 24 Stunden mindestens 20 Stunden bei durchschnittlich 21 Grad Celsius verbringen. Bei mehrheitlich so warmen Temperaturen baut ein Tier kein Winterfell im solchen Sinne auf. Sie erleben zwar einen Fellwechsel, die enorm wärmende Unterwolle wird jedoch nur in sehr geringem Ausmaß gebildet.
Am deutlichsten lässt sich dieser Unterschied bei Hunden nachvollziehen, die beispielsweise im Winter aus dem osteuropäischen Tierschutz zu uns geholt werden. Ihr Fell ist unfassbar dicht und griffig, und schützt den Hund wie ein dicker Wollpullover.
Welche Hunde brauchen einen Anzug?
- Hunde mit kurzem und dünnem Fell (Magyar Vizla, Dalmatiner, Greyhound, English Pointer, Deutscher Boxer, Bloodhound, Beagle, Bullterrier, Rhodesian Ridgeback, Dobermann, Französische Bulldogge, Whippet, Deutsche Dogge, Weimaraner, Deutsche Dogge, English und American Bulldog, etc.)
- Hunde ohne Unterwolle bzw. ohne Fellwechsel (alle Pudel, alle Bichons, Kerry Blue Terrier, Soft Coated Wheaten Terrier, Löwchen, Bedlington Terrier, Lhasa Apso, Shih Tzu, Yorkshire Terrier, Coton de Tulear, Lagotto Romagnolo, Portugiesischer und Spanischer Wasserhund, Papillon, etc.)
- Kleine Hunde (Chihuahua, alle Bichons, Mops, Französische Bulldogge, Zwergspitz, Pekinese, Prager Rattler, Parson & Jack Russell Terrier, West Highland White Terrier, Japan Chin, alle Dackel, Cavalier King Charles Spaniel, Cairn Terrier, Lhasa Apso, Yorkshire Terrier, Boston Terrier, etc.)
- Dünne Hunde – sie haben keine schützende Fettschicht
- Alle Windhunde – sie sind ausnahmslos sehr kälteempfindlich
- Alte Hunde – sie haben kein starkes Immunsystem mehr, sie sind kälteempfindlicher, und sind ggf. bereits belastet
- Welpen – sie kühlen sehr rasch aus, und haben noch kein voll entwickeltes Immunsystem. Welpen leiden sehr häufig unter Blasenentzündungen
- Kranke Hunde – ihr Immunsystem ist bereits belastet, jede weitere Schwächung zehrt an der Substanz. Hierzu zählen besonders Hunde mit Organerkrankungen, also Herzproblemen, Nierenschwäche, etc.
- Schilddrüsenerkrankte Hunde - sie sind besonders kälteempfindlich
- Hunde mit Problemen am Bewegungsapparat (Spondylose, HD, ED, etc.)
- Allgemein kälteempfindliche Hunde – gibt es wie bei Menschen auch!
- Frisch importierte Hunde aus südlichen Ländern
- Kurz geschorene / geschnittene Hunde
Aber mein Hund zittert gar nicht!
Zittern ist kein Zeichen für Frieren. Zittern ist ein Symptom von Hypothermie (s.o.). Wenn ein Hund also zittert, friert er nicht nur ein bisschen, sondern ist schon zu lange und / oder zu stark der Kälte ausgesetzt. Das Zittern entsteht durch stärkere Kontraktion der Muskeln: der Körper versucht sich wieder aufzuheizen. Zittern ist ein Signal an das Gehirn: Achtung, erstes Stadium der Unterkühlung! Ab ins Warme!
Ab welcher Temperatur sollte der Hund angezogen werden?
Nicht nur Kälte ist das Problem, sondern auch der Wind. (Der Windchill-Effekt wird durch die konvektive Abführung hautnaher und damit relativ warmer Luft und die damit einhergehende Erhöhung der Verdunstungsrate hervorgerufen. Die für den Phasenübergang des Wassers notwendige Energie wird dabei durch Wärmeleitung aus der Körperoberfläche abgezogen und kühlt diese dementsprechend ab.)
Daher die Faustregel: der Hund sollte angezogen werden, sobald die Menschen ihre Winterjacken anziehen, spätestens aber, wenn diese Schal und Handschuhe tragen.
Was macht einen guten Anzug aus?
Leider gibt es erschreckend viele unsinnige Modelle auf dem Markt. Zum Beispiel der Schildkrötenpanzer: oben handbreit wattiert, unten lediglich ein Gurt, der weder Herz noch Schultern schützt. Oder es gibt tatsächlich Jacken mit Kapuze, die schlicht dem Kindchenschema huldigen.
Hunde sind sehr sensibel in Sachen Ausrüstung. Sie fühlen sich schnell unwohl, die Anzüge müssen daher funktional und komfortabel sein.
Ein guter Anzug...
- passt sich den Körperbewegungen an – der Hund kann sich völlig frei bewegen. Idealerweise sitzt er wie eine zweite Haut.
- deckt Rücken, Brust, den Halsansatz und möglichst viele Gelenke und möglichst viel Bauch ab.
- begünstigt keine Feuchtigkeitsentwicklung zwischen Fell und Gewebe.
- hat einen unterlegten Reissverschluss (lange Haare!).
- ist leicht.
- ist geräuschlos / raschelt nicht bei jedem Schritt.
- ist geruchsarm.
- ist waschbar.
Welche Marken sind zu empfehlen?
Lediglich zwei Big Player (und hoffentlich zahllose kleine Manufakturen) stellen sinnhafte Kleidung her: Ruffwear und Hurtta. Ruffwear hat die besseren Modelle, Hurtta die besseren Größen. Das Nachsehen haben Mops, Französische Bulldogge, Cairn Terrier und Co: sie sind extra kurz und extra breit, und nur Wolters hat einige akzeptable Mäntel für sie im Programm.
Die Suche nach einem guten Anzug kann sich tatsächlich als sehr schwierig erweisen, und es sollte immer darauf geachtet werden, dass sich der Hund in seiner Kleidung wohlfühlt.
Copyright ©: S. Hoegen, dogcom, 2016